Sonntags-Wort

liebe, glaube, hoffe

Predigt-Gedanken von Mag. Katharina Prammer

10. Sonntag im Jahreskreis

Weltdeutung der Bibel: liebe, glaube, hoffe!

Die biblischen Texte sind ein Versuch, die Realität zu befragen und zu deuten. Drei Antwortversuche, das Leben in seinen unterschiedlichen Facetten zu meistern, ziehen sich in den heutigen Texten durch: Glaube – Hoffnung – Liebe, die sogenannten Göttlichen Tugenden.

Ich möchte die Reihenfolge verändern.

Lieben zuerst!

Zu lieben und als liebevoller Mensch durch die Welt zu gehen, macht das Leben lebenswert. In irgendeiner Form liebt jeder Mensch, egal an welchen Gott er glaubt oder nicht. Die Bibel deutet menschliche Existenz als Liebe, mehr noch: Gott selbst ist Liebe.

Die Bibel redet von Liebe aber gar nicht so sehr emotional. Hosea lässt Gott sagen: „Liebe will ich, nicht Schlachtopfer.“

Lieben also statt unnützer Opfer. Opfertiere, Rituale und Gewohnheiten brauchen wir, aber wichtiger ist etwas anderes.

Die Liebe wird biblisch mit dem rechten Tun verbunden.

Matthäus zum Beispiel nimmt am Zoll die Aufforderung zur Nachfolge wahr und bleibt eben nicht sitzen.

Glauben

Nicht so sehr an Inhalte, sondern als Ausdruck des Vertrauens.

Vertrauen, dass sich Gott uns so zuwendet wie Jesus dem Matthäus, dem „Sünder“, dem „Kranken“, dem Unvollkommenen.

Im Römerbrief wird Abrahams Glaube so beschrieben: „Er war überzeugt davon, dass Gott die Macht besitzt zu tun, was er verheißen hat.“

Hoffen

„Gegen alle Hoffnung hat Abraham voll Hoffnung geglaubt.“

Was uns immer auch die Hoffnung zu rauben scheint – ob heißer werdende Sommer, Winterdepression, Frühjahrsmüdigkeit oder der Herbst des Lebens, in dem sich ja auch Abraham und Sara befunden haben:

Der Zugang des glaubenden Menschen wäre: Hoffen gegen alle Hoffnungslosigkeit!

Ist Glaube das Verwurzeltsein, so ist Hoffnung für mich mit Offenheit und Sehnsucht verbunden. Dass es etwas gibt am Ende der Kirchturmspitze, wenn die Kirche schon lang nicht mehr steht. Dass es gut und ganz ist.

Dass körperlicher und seelischer Schmerz, individuelle und gesellschaftliche Verletzungen aller Art nicht umsonst sind, dass sie bei und mit Gott integriert und geheilt sind.

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