Hier finden sie Impulsgedanken von Pfarrer Georg zum Fest der Taufe Jesu, das die Weihnachtszeit beschließt.
Am Fest der Taufe Jesu, am zweiten Sonntag nach Weihnachten, will ich mit dem Bild vom sogenannten Gottesknecht beginnen; von ihm finden wir beim Propheten Jesaja hoffnungsvolle Texte. Zum rechten Verständnis des Wortes „Knecht“ müssten wir heute eher „Vertrauter“ sagen: Vertrauter Gottes. Und ich würde auch die weibliche Form wählen, denn was dieser Vertraute Gottes tut, entspricht weiblichen Qualitäten, die die Welt heute so sehr braucht.
Nun zur 1. Lesung: Beschrieben wird hier eine Gestalt, die nicht lärmt und sich nicht in den Mittelpunkt drängt. Es ist eine Gestalt, die das Kleine achtet und den glimmenden Docht nicht auslöscht. Es ist eine Gestalt, die den Schwachen Hoffnung gibt, weil sie sich um Gerechtigkeit müht: sie kümmert sich um das Verwundete und bricht das geknickte Rohr nicht ab. Und von dieser Hoffnungs-Gestalt wird gesagt, dass sie nicht müde wird und nicht aufgibt, bis alles erreicht ist, wozu sie gerufen ist und worauf alle Welt mit Sehnsucht wartet.
Interessant und bemerkenswert an dem Text ist, dass nach der Aufzählung der Eigenschaften der Rede-Stil wechselt; plötzlich beginnt eine direkte Rede und wir sind angesprochen. Das klingt dann bei Jesaja so: Ich habe dich gerufen, ich fasse dich an der Hand, ich mache dich zum Licht für andere…Damit du den Blinden die Augen öffnen und die Gefangenen befreien kannst.
Es ist kein Zufall, dass gerader dieser Text am Fest der Taufe Jesu verkündet wird. Denn die Taufe ist ein Ritus, der auf der einen Seite eine Erwählung und Liebesbezeugung darstellt, auf der anderen Seite auch eine Berufung und Ermächtigung ist. Im Evangelium wird dies durch Symbole verdeutlicht:
Mein letzter Gedankenschritt – nach der Beschreibung von Gottesknecht und Taufe Jesu – bezieht all das nun auf uns: Diese beschriebene Erwählung gilt der ganzen Schöpfung. Wir dürfen sie so wie Jesus annehmen. Und diese Liebeserklärung ist gleichzeitig eine Berufung und Ermächtigung: so zu leben wie die Gestalt des Knechtes Gottes, die in ihrer weiblich-heilenden Art der Welt zum Segen wird.