Sonntagswort von Mag. Katharina Prammer
Die Erde ist randvoll mit Himmel
und in jedem gewöhnlichen Dornbusch brennt Gott.
Aber nur jene, die sehen können,
ziehen ihre Schuhe aus;
die anderen sitzen darum herum
und pflücken Brombeeren.
(Elisabeth Barrett Browning)
Aufmerksam sein – das lässt sich aus der so berühmten Exodusstelle vom brennenden Dornbusch herauslesen. In jeder bescheidenen Alltagssituation kann Gott auftauchen.
Das eigenartige Brennen lässt mich fragen:
Was brennt in mir und taucht als Grundthema immer wieder auf? Das kann das Reden oder Glosen des göttlichen Geistes sein.
Die ausgezogenen Schuhe:
Dem Moses hat es in diesem Moment sicher „die Patschen ausgezogen“.
Ich sehe in den ausgezogenen Schuhen zudem eine Haltung der Ehrfurcht. Faszination und Respekt vor der Größe Gottes. Muslime setzen dieses Zeichen beim Betreten einer Moschee.
„Hier bin ich“ – das sagt Moses nach dem ersten Moment der Schockstarre.
Es ist seine Bereitschaft, sich ganz auf Gott einzulassen. Hier bin ich: mit Leib und Seele, Verstand und Gefühl.
Trau ich mir zu, Gott mein „Hier bin ich“ zu sagen?
Der Auftrag
Moses hat es vielleicht gleich bereut. Der Auftrag, zu dem Gott ihn drängt, übersteigt aufs Erste seine Vorstellkraft und seinen Mut. Er soll schließlich gleich sein ganzes von den Ägyptern unterdrücktes Volk befreien.
Umgekehrt: Moses hat sich getraut „Hineni – hier bin ich“ zu sagen. Und Gott traut ihm nun was zu.
Ich bin
Gott ist einfach, und damit ist er einfach verlässlich. Über Generationen hinweg, von Abraham, Isaak und Jakob über Moses, Jesus, uns und immer.
Aus dem Evangelium – der fruchtlose Feigenbaum, den der Gutsbesitzer umhauen lassen will, was der Winzer verhindern möchte – lese ich heute besonders unsere Entscheidung für den Gott, der ist, heraus.
Das inkludiert auch Überlegungen wie etwa:
Wo lebe ich recht sorglos dahin?
Inwiefern entziehe ich dem Boden/meinen Mitmenschen auf ungute Weise Kraft?
Lasse ich es zu, dass ich gedüngt werde?
Ich stelle mir vor, dass der Winzer Jesus ist. Er setzt sich für mich ein. Möglicherweise so, dass ich „nicht feig bin, sondern Feige bring“.