Sonntags-Wort

Weinstock

Ich möchte heute nur einen Gedanken vertiefen und greife das Bild vom Weinstock im Evangelium auf: Reben haben am Saftstrom des Weinstocks teil und können so reiche Frucht tragen. Andererseits: Reben, die abgeschnitten sind, verdorren. – Was bedeutet das für mein konkretes Leben?

Die blühende Natur, in der jetzt alles grünt und treibt, ist für mich immer wieder ein sprechendes Zeichen, dass da eine Quelle ist, aus der Lebenskraft strömt – und zwar wie von selber. 

Und mit dieser Lebenskraft wird auch vieles andere angestoßen und in Bewegung und Schwingung gebracht: ein Frühlingsduft entfaltet sich, Vögel zwitschern, Menschen suchen Parks und das Grüne im Freien auf…. Dies alles geht ohne Gewalt, fast unmerklich, man könnte auch sagen: zart.

Ich erkenne darin den unfassbaren Lebensstrom Gottes, seine Liebe, die unser Leben aufwecken und erfüllen möchte – Gott tut dies nicht gewaltsam, sondern zart und einfühlsam – wie im Frühling. Es ist Gottes große Sehnsucht, sich mitzuteilen, seine Fülle mit uns zu teilen und uns selbst in diese göttliche Bewegung/in dieses Strömen mithinein zu nehmen.

Das Gleichnis vom Weinstock lädt uns ein, nach dem Lebensstrom in unserem Alltag Ausschau zu halten: Wo spüren wir im Austausch mit der Natur, mit unseren Mitmenschen und in uns selber, dass da eine große Kraft waltet? Können wir uns vertrauensvoll auf diese Kraft einlassen? 

Das Gleichnis vom Weinstock lädt uns ein, auf diese drängende Kraft der Liebe zu vertrauen, sie in unser Herz einzulassen und sie auch freigiebig weiter zu schenken. 

Wenn wir so in Verbindung bleiben, dann wird unser Leben reicher als wir uns das je selber einrichten könnten, dann können wir um alles bitten, wie es Jesus sagt, wir werden es erhalten.

Das Gegenbild zum Lebensstrom im Weinstock aber bleibt als Warnung: eine abgetrennte Rebe verdorrt.

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