Liebe Pfarrgemeinde,
jetzt, wo unsere Kontaktmöglichkeiten eingeschränkt sind, spüren wir umso deutlicher, dass wir soziale Wesen sind: wir brauchen Begegnung und Austausch. Aber das fehlt derzeit mehr als uns lieb ist.
Und noch etwas fehlt – etwas, das auch zu unserem Menschsein gehört: das gemeinsame Pflegen unserer Spiritualität, unseres Glaubens. Geschriebene Worte und gehaltene Reden scheinen hier nicht auszureichen. Glaube und Sinn müssen bezeugt werden. Es braucht Menschen, die mit ihrem konkreten Leben Hoffnung geben. Solche Beispiele suchen wir.
Und in diesem Zusammenhang wird die Kirchenleitung immer wieder kritisiert: Sie sei in dieser Zeit nicht sichtbar. Da sei kein lebendiges Hoffnungszeichen. Die Bischöfe lebten nur nach der Vernunft wie alle anderen auch – Aber wo wird da ihr Glaube spürbar?Vergleiche mit schweren Zeiten der Geschichte werden als Beispiel herangezogen: im Krieg und zu Pestzeiten waren die Kirchen angeblich voll. Nun aber, so kritisiert man, lasse man die Kirchen offen, verbiete aber das gemeinsame Feiern.
Ich persönlich will und kann in diesen Disput nicht einsteigen. Da ich genügend Corona-Kranke kenne, die auf keiner Party angesteckt wurden und schwer mit dieser Erkrankung zu kämpfen hatten, bin ich eher vorsichtig und zurückhaltend. Ich bin überzeugt, dass das Abstandhalten wichtig ist und dass diese Maßnahmen auch vorübergehen werden. Dennoch frage auch ich mich: Worin zeigt sich mein Glaube und meine Hoffnung? Würde sich mein Glaube mehr zeigen, wenn ich mich gegen die allgemeinen Verordnungen stelle oder Verschwörung hinter allem wittere?
Ich versuche mit Menschen im Gespräch zu bleiben. Ich versuche meine Gedanken offen zu teilen. Ich versuche das alltäglich Gute nicht zu übersehen. Ich weiß auch um die vielen Nöte, die ich nicht lindern kann. Ich möchte zumindest kleine Schritte gehen: aus mir heraus – auf andere zu.
Auf Anregung eines treuen Pfarrmitglieds möchte ich eine Idee in 2 Punkten weitergeben:
a) denken wir um die Mittagszeit aneinander, wenn die Glocken unserer Kirche läuten: beten wir dann kurz für einen konkreten Menschen. Das kann eine Bitte sein, ein Vaterunser, ein Segen, das Angelus-Gebet…
b) nehmen wir bis zum Jahresende einmal pro Woche bewusst mit einer Person Kontakt auf und fragen sie nach ihrem Befinden: das kann jemand sein, den ich sonst nicht so oft anrufe…
Reden wir über diese Anregung, geben wir sie an andere weiter!
Zuversicht und Kraft wünscht euch Pfarrer Georg