Sonntagswort von Katharina Prammer
Heute haben wir von den Streberinnen gehört und von denen, bei denen von vornherein klar ist, dass die Sache schlecht ausgeht. Die Moral von der Geschicht: plane vor, sonst geht es nicht!
Bei mir kommt das irgendwie unsympathisch an.
Aber andererseits hat die sogenannte Moral von der Geschichte schon was: beim Fest möchte ich ja dabei sein. Umgelegt auf unseren Alltag: das Weihnachtsfest kann ich vermutlich intensiver begehen, wenn ich mich innerlich wie äußerlich gut darauf vorbereite.
Das Thema bei den „törichten/gedankenlosen Jungfrauen“ ist das zu Ende gehende Öl: ganz ehrlich – wer von uns hat sich nicht schon einmal über den leeren Akku geärgert?
Das Öl wurde nicht nur als Brennstoff für Lampen gebraucht, sondern auch für die Salbung und lässt sich als Symbol des Hl. Geistes deuten. Somit als göttliche Energiequelle, mit der sich unser Lebensakku auffüllen lässt.
Ich verstehe das Klug und Vorbereitet sein nicht als Wissen wann und wie Gott kommt, sondern als Grundvertrauen, dass Gott wirkt und mir entgegenkommt.
Dazu gehört, Eventualitäten miteinzuberechnen, die ich selbst nicht so geplant hätte (die aktuelle Coronazeit ist da eine Lehrmeisterin)
UND mich sozusagen immer wieder an der göttliche Steckdose aufzuladen.
Die alttestamentliche Lesung ist eine schöne Brücke zum Evangelium. Die „Frau Weisheit“ genannte Gestalt wird beinahe als weibliches Pendant Gottes geschildert. „Über sie nachzusinnen, ist vollkommene Klugheit. Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt ihnen entgegen bei jedem Gedanken.“
Das ist der Bräutigam des Evangeliums.
Worum geht es also in den heutigen Texten? Vermutlich nicht darum für alle Lebenslagen versichert zu sein – der Terroranschlag vergangene Woche führt uns schmerzlich vor Augen, dass das nicht möglich ist.
Auch nicht, NIE zu vergessen den Akku aufzuladen.
Sondern: mit Christus im Leben rechnen; das Evangelium nennt das „wachsam sein“.
Zur neutestamtentlichen Lesung: Am Ende des Kirchenjahres hören wir immer wieder apokalyptische Texte. Die Apokalyptik ist eine Literaturgattung mit detaillierten Beschreibungen von etwas, das sich nach menschlichem Ermessen nicht beschreiben lässt. Letztlich handelt sie vom guten (für die Treuen/Klugen) und bösen (für die Feinde des Glaubens) Ende. Wer das wörtlich versteht oder gar selber herbeizwingen will, landet im religiösen Extremismus.
Die Lesung aus dem 1.Thessalonicherbrief redet vom Posaunenklang, der Entrückung auf den Wolken, Paulus nennt sogar die „Startnummern“ – zuerst die Verstorbenen, dann die Lebenden. Das sind die apokalyptischen Bilder.
Der Glaubenskern ist das Vertrauen: Wenn Jesus gestorben und auferstanden ist, dann gilt das für alle Getauften. Und da haben die Lebenden den Verstorbenen nichts voraus.
Ein tröstlicher Schlusssatz eine Woche nach Allerseelen.