Sonntags-Wort

29.So: entweder-oder

Mit der Aufforderung „Entweder – oder“ werden wir vor die Entscheidung gestellt, das eine zu wählen und das andere zu lassen. Manchmal ist aber dieses „Entweder – oder“ eine Lösung aus Bequemlichkeit: es ist einfacher, die Welt in schwarz und weiß oder in gut und böse einzuteilen, ohne sich die Mühe der Differenzierung zu machen.

Im Evangelium wird Jesus von den Pharisäern und deren Anhängern in eine Entweder-Oder-Lösung gedrängt: „Darf man dem Kaiser Steuern zahlen oder nicht?“ fragen sie. Doch Jesus weicht dieser Falle aus, und weist hin auf die anspruchsvollere „Sowohl – als auch“ – Lösung: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott, was Gott gehört!“ 

Anspruchsvoller ist diese Lösung vor allem, weil man nachdenken muss: „Wenn dem Kaiser die Münze gehört, was gehört eigentlich Gott?“ In der Beantwortung dieser Frage hilft uns der Prophet Jesaja in der heutigen Lesung weiter; Gott nimmt Kyros, den König der Perser, in seinen Dienst und unterstreicht: Ich bin der Herr, und sonst niemand!“ und an anderer Stelle lässt Gott den Propheten über Himmel und Erde sprechen:  „… all das hat meine Hand gemacht; es gehört mir ja schon.“ In diesem Sinne gehört also Gott alles. Ohne Gott wäre nichts und hätte nichts Bestand.

Dieses Propheten-Wort ist also der Schlüssel, um das Jesus-Wort richtig zu verstehen: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers – und gebt Gott, was Gott gehört!“ heißt demnach: In allem, was wir in dieser Welt geben und leben, soll Gott geehrt werden, soll sein Name geheiligt werden.

Wir können also weder sagen: „Ich gebe alles Gott und vernachlässige daher mein Leben in dieser Welt.“ noch können wir sagen: „Ich richte mich nur nach den Verordnungen dieser Welt und ignoriere mein Gewissen und meine göttliche Berufung.“ Denn: Unser Leben ist immer ein Leben in dieser konkreten Welt mit all ihren Gesetzmäßigkeiten, Forderungen und Herausforderungen. – Und dieses konkrete Leben kann besser gelingen in einem lebendigen Hören auf Gott und in der Haltung der Dankbarkeit.

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